Konjunktur: Trübe Stimmung bleibt

„Das Konjunkturklima am Hellweg und im Sauerland bleibt auch im Frühjahr 2024 trüb. Die Lage verharrt auf unverändert – schlechtem – Niveau“, stellt IHK-Präsident Andreas Knappstein mit Blick auf die Ergebnisse der Konjunkturumfrage im Frühjahr fest. Auch die Erwartungen bleiben insgesamt negativ, haben sich im Vergleich zum Jahresbeginn aber sichtbar verbessert. An der Umfrage haben sich 406 Unternehmen beteiligt.

Die wirtschaftliche Lage bleibt geprägt durch die große Zahl an Herausforderungen. „Von Kauflaune ist in diesem Frühjahr wenig zu spüren. Die unstete Politik verunsichert viele Menschen. Entsprechend zurückhaltend ist auch das Konsumverhalten, ganz gleich, ob es um den Gang ins Restaurant geht oder die Anschaffung neuer Möbel“, berichtet Andreas Knappstein.

Exakt wie zu Jahresbeginn geben rund 21 Prozent der Unternehmen ihrer Geschäftslage ein „Gut“ und rund 29 Prozent ein „Schlecht“. Im Branchenvergleich sind allerdings deutliche Unterschiede erkennbar. Negative Lagebilder zeichnen der Großhandel (Saldo aus gut minus schlecht: -34,8), der Einzelhandel (-17,2), das Gastgewerbe (-15,6) und die Industrie (-14,3). Damit verharrt auch in der wichtigsten Branche die Lage im negativen Bereich. Weiterhin ein knappes Drittel der Industrie beurteilt die Lage mit „Schlecht“. Einen großen positiven Sprung legt das Baugewerbe hin. 41 Prozent der Unternehmen dort bewerten die Lage mit „Gut“, nur 11 Prozent mit „Schlecht“. Positiv bleibt die Lage mehrheitlich im Dienstleistungssektor (Saldo 4,8) und im Verkehrssektor (0,7), der sich zu Jahresbeginn aber noch deutlich zufriedener zeigte.

Anders als bei der Lage haben die Erwartungen deutlich zugelegt. Der Saldo (besser minus schlechter) ist zwar mit -9,3 unverkennbar im roten Bereich, doch meldeten die Unternehmen im Januar noch ein Saldominus von dramatischen 26. Noch immer besonders pessimistisch sind der Großhandel (-29,7) und der Einzelhandel (-24,2) sowie die Verkehrswirtschaft (-16,5). Negativ, aber im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich verbessert, blicken die Dienstleister (-8,3), die Bauwirtschaft (-6,7) und die Industrie (4,7) auf die nächsten zwölf Monate. Zu der positiveren Prognose in der Industrie dürfte auch die zunehmend bessere Exporterwartung beitragen. „Die verbesserten Erwartungen sind ein positives Zeichen, doch von einem optimistischen Blick nach vorne sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Auch die internationalen Konflikte geben wenig Grund zur Zuversicht. Und die jüngste Verschärfung des Nahost-Konflikts ist aufgrund des Befragungszeitraums in den Antworten nur zu einem geringen Teil berücksichtigt“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte.

IHK
Foto: IHK
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Der Konjunkturklimaindikator, der sich aus Lage- und Erwartungswerten berechnet, steigt somit nur dank der verbesserten Erwartungen von 83 auf einen Wert von rund 92. Damit bleibt er dennoch unter der Grenze von 100, die das Konjunkturklima in „positiv“ und „negativ“ teilt.

Unverändert ist die Inlandsnachfrage mit 63 Prozent Nennungen das bestimmende Risiko für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Weiterhin bereiten die Arbeitskosten, der Fach- und Arbeitskräftemangel und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mehr als jedem zweiten Betrieb besonders viele Sorgen. Immerhin die Energie- und Rohstoffpreise haben an Brisanz verloren, werden aber immer noch von fast jedem zweiten Umfrageteilnehmer genannt (48 %, Jahresbeginn 58 %). „Die Energiekosten sind immer noch zu hoch und bleiben ein klarer Nachteil im internationalen Wettbewerb. Zudem ist in den vergangenen Wochen der Erdölpreis gestiegen“, betont Jörg Nolte. „Die Politik sollte sich hüten, voreilig den Erfolg der Energiewende zu verkünden. Die deutschen Strompreise an der Börse liegen immer noch doppelt so hoch wie 2019 und inklusive Steuern, Netzentgelte und Umlagen sind die Kosten zum Teil viermal so hoch wie in anderen Ländern.“

Wenig überraschend fällt mit dem großen Bündel an Unsicherheiten das Ergebnis bei der Frage nach den Investitionsplänen aus: Nur 15 Prozent planen eine Ausweitung der Investitionen, 36 Prozent weniger. Das Bild zieht sich durch fast alle Branchen, nur die Bauwirtschaft gibt an, bei den Ausgaben für Anlagen und Maschinen zuzulegen (Saldo 7,7). „Die geringe Investitionsneigung spiegelt die Unsicherheiten wider. Die Unternehmen finden derzeit keine Rahmenbedingungen vor, die es ihnen erlauben, die für ihre Wettbewerbsfähigkeit und die anstehenden Transformationsprozesse dringend notwendigen Investitionen anzugehen“, gibt IHK-Volkswirt Stefan Severin zu bedenken. Das Hauptmotiv für Investitionen ist der Ersatz mit 69 Prozent der Antworten, mit 40 Prozent folgt die Rationalisierung. Produktinnovationen, Umweltschutz und Kapazitätsausweitungen sind nachrangige Investitionsmotive.

Die Beschäftigungsabsichten bleiben konstant bei einem Saldo von -14. Mehr als doppelt so viele Unternehmen planen mit kleineren Belegschaften als mit zusätzlichen Einstellungen. Allerdings geben fast zwei Drittel an, dass sie ihre Mitarbeitermannschaft beisammenhalten wollen. Ebenfalls stabilisierend auf die Beschäftigung wirkt, dass der Trend zu kleineren Belegschaften in der Industrie rückläufig ist. Die Branche gibt immerhin 39 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im IHK-Bezirk Arbeit.

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